Seit ein paar Tagen, habe ich das Gefühl,
dass sich bei Xenia bald was tut, als ich morgens aufstehe überlege ich kurz ob ich letzte Nacht genug geschlafen habe, falls die Geburt heute los gehen würde.
Schaue auf mein Handy. Bingo. Xenia schreibt mir gegen 7:30 dass sie einen Blasensprung hatte und auch schon Wehen da sind – dass sie jetzt erstmal versuchen will es entspannt anzugehen. Im Rahmen der Möglichkeiten, mit einem tollen 3,5 Jährigen zuhause. Sie will in die Badewanne gehen. Zwischendurch spreche ich kurz mit ihrem Mann. Um 9:30 Uhr, ruft sie mich an dass sie starke und sehr regelmäßige Wehen mit kurzen Abständen hat und sie bald zum Geburtshaus kommen sollen. Ich mache mich schnell fertig um sie abzuholen. In dem Moment, als ich los fahr rufe ich ihren Schwager an, der sich um dem großen Sohn des Paares kümmert und erfahre, dass er sie jetzt zum Geburtshaus fährt, weil sie keine Pausen mehr hat. Also drehe ich um und fahr Richtung Geburtshaus damit wir uns direkt da treffen.
Um 10:30 komme ich vor den beiden im Geburtshaus an und zusammen mit der Hebamme richten wir den Geburtsraum für sie her. Xenia kommt um kurz vor 11 Uhr an. Die Fahrt hat sie auf der Rückbank im Vierfüßlerstand verbracht. Als ich direkt am Auto versuche ihr Unterstützung am Rücken anzubieten zeigt sie klar mit einer Handbewegung, dass sie das nicht braucht. Gut! Die Autofahrt war anstrengend für sie. Als die Wehe zu Ende ist steigt sie rasch aus dem Auto und geht als wäre nichts los, flotten Schrittes ins Haus.
Lässt sich vor dem Bett in den Vierfüßlerstand sinken. Derweil lassen wir Wasser in den Pool. Nach ein paar verschiedenen Positionswechseln und Versuche im Stehen die Wehen zu veratmen steigt sie sobald wie möglich in den Pool. Relativ schnell spürt sie, dass ihr das nicht ausreicht und wünscht eine Schmerzerleichterung. Daraufhin bietet die Hebamme einmal an zu schauen wie weit sie bereits eröffnet ist. 5-6cm. Sie bekommt etwas von der Hebamme und steigt wieder ins Wasser. In den Pausen lässt sich sich zurück sinken, angelehnt an den Poolrand und schliesst die Augen, mit den Wehen lehnt sie sich vorn über den Rand vom Pool und tönt. Sie macht es großartig.
Die Wehen haben so eine Kraft, dass sie währenddessen sagt, sie würde es nicht schaffen. Sie hat ein Aquaspray dabei, was wir ihr in den Pausen vors Gesicht sprühen. Die Hebamme, ihr Mann und ich ermuntern sie. Ihr Mann ist abwechselnd bei ihr oder bei dem Sohn der mit dem Schwager im oberen Stock spielt. Wir können seine Schritte hören, was Xenia merkt und sich freut ihn in der Nähe zu wissen.
Als die Hebamme kurz draussen ist, sagt Xenia, wäre sie im Krankenhaus wäre sie jetzt bereit für eine PDA. Kurze Zeit später wird für sie immer klarer, dass es sich für sie nicht mehr gut anfühlt und sie eine PDA wünscht. Nachdem wir kurz überlegen welches Krankenhaus nun das passende ist, schlägt die Hebamme das nächst gelegene vor, was für Xenia eine gute Entscheidung ist, mit den jetzigen Wehen nicht nochmal lange Auto fahren zu müssen. So ruft die Hebamme den Rettungswagen und sie fährt mit Xenia ins nächste Krankenhaus.
Ca. 13.30 – Ich packe meine und ihre Sachen und fahre hinterher. Als ich bei ihr ankomme ist sie bereits im Kreißsaal, in Seitenlage auf dem Bett. Der MM bei 7cm. Lachgas wird gebracht, denn die Anästhesie ist gerade im OP beschäftigt und so dauert es noch bis die PDA gelegt werden kann. Die Hebamme aus dem Geburtshaus verabschiedet sich nun liebevoll von uns, und eine sehr nette Hebammenstudentin aus dem Krankenhaus stellt sich vor. Das Lachgas hilft Xenia etwas und das Wissen, dass sie bald die PDA bekommt auch.
Xenia ist so stark, gut informiert und kraftvoll und lehnt dem Geburtsteam gegenüber alles ab, was sie nicht möchte. Wenn sie jemand stört während der Wehen sagt sie das deutlich und bittet um Ruhe.
14:20 wird die PDA gelegt, was dem Arzt super schnell gelingt, doch Xenia spürt sofort, dass sie nur einseitig gut wirkt. Der Arzt ermuntert sie durch Lagerung zu probieren, dass sich besser verteilt und abzuwarten. Xenia hat ein gutes Körpergefühl und ahnt schon, dass das so bleibt. Trotzdem probiert sie alles mit Lagerungswechsel aus. Dem Baby machen die Wehen in Rückenlage etwas zu schaffen und so wechselt sie schnellst möglich wieder auf die Seite. Xenia freut sich nun wieder besser denken zu können, da ihr die PDA dennoch eine bessere Pausen verschafft. Was sie noch spürt, ist stark einseitig in der Hüfte zu merken.
Als sie erwähnt, dass ihr alte Sectionarbe spürt, kommt gleich eine Ärztin und schlägt ihr einen Kaiserschnitt vor. Den Xenia bewusst ablehnt, weil der Schmerz bereits wieder weg ist und sie abwarten möchte wie sich alles entwickelt. Wer ist über die Risiken aufgeklärt. Das macht ihr keine Sorge. Der MM wird nochmal auf 7cm untersucht. Woraufhin schon fast von Geburtsstillstand die Rede ist weil es seit 2 Stunden keine Veränderung gibt. Ich bitte daraufhin um eine Pause um in Ruhe ankommen zu können, damit Xenia sich ausruhen kann und der MM sich wieder entspannen darf.
Nach den letzten aufregenden Stunden, ist es für mich nicht verwunderlich, dass er in dieser Zeit nicht weiter auf gegangen ist, denke ich. Jan-H. geht wieder zum großen Sohn, der auch irgendwo im Krankenhaus aufgeregt und geduldig auf die Ankunft seiner Schwester wartet. Der Hebamme sage ich auch dass sie uns ruhig eine längere Zeit allein lassen kann.
Ich massiere Xenia die Füße und versuche Entspannung in den Hüftbereich zu bringen. Während der Wehen visualisiere ich mir ihr wie sich ihr Muttermund weiter sanft öffnet. Sie macht das super und kann sich etwas entspannen. Die Ruhe tut ihr gut.
Die Wehen sind für sie jetzt viel besser handelbar auch wenn sie mit ihrere Vermutung was die PDA angeht recht behält. Xenia ist übel. Für mich immer ein Zeichen dass der Körper gut arbeitet. Ca. 1,5 Std. später um 17:15 ist ihr Muttermund vollständig eröffnet. Ich gebe Jan-H. Bescheid der gerade mit dem Sohn was essen gegangen ist.
Wir sind alle sehr froh, doch Xenia scheint nicht sehr glücklich, sie sagt sie ist noch nicht soweit und ist besorgt. Sie spürt, dass die PDA nicht richtig liegt und dass sie sich so nicht gut entspannen kann für die baldige Geburt. Sie bittet darum, dass die PDA neu gelegt wird und sagt wenn der Arzt nicht bald kommt, es zu spät ist dafür – sie braucht eine bessere PDA für die Geburt. Als der Arzt nach einigem warten kommt, versucht er die PDA zu optimieren. Neu legen kommt für ihn, da sie vollständig eröffnet ist, nicht in Betracht. Xenia ist wütend. Wir ermutigen Xenia, dass sie es schaffen wird und dass jetzt Endspurt angesagt ist. Sie wechselt zwischen Fersensitz und Vierfüßlerstand auf dem Bett. Sie probiert in den Wehen mit zu gehen und sich frei zu machen. Da die Herztöne des Babys nun mit dem CTG nicht mehr gut abzuleiten sind, und die Hebammen besorgt sind, legen sie eine KSE. 18:46 Uhr. Jan-H. kommt zurück um seine Frau zu ermuntern.
Xenia ist nicht begeistert und sagt deutlich, dass irgendwas in ihrem Körper sagt, dass das wozu wir sie versuchen zu motivieren nicht ihr Weg ist. Sie sagt sie kann sich nicht entspannen. Ca. um 19 Uhr entscheidet sie sich für ein Kaiserschnitt.
Diese Entscheidung wird von allen sofort respektiert. Ihr wird noch einmal angeboten, es mit schieben während der Wehen zu probieren. Doch ihr Körpergefühl sagt, dass das nicht ihr Weg ist. Sie ist froh, dass sie sich nun selbst für diesen Weg entschieden hat. Sie und ihr Mann werden für den OP vorbereitet. In der Zwischenzeit hole ich von zu Hause, das abgepumpte Kolostrum – fahre durch eine windige, kalte Hamburger Nacht. Als ich um 20.40 wieder zurück bin, werden Mama und Baby kurz darauf aus dem OP wieder in den Kreißsaal gefahren. Ich sehe eine glückliche Xenia und ein gesundes Mädchen mit 4115g und 38cm KU liegt zufrieden und glücklich auf Mamas Brust. Xenia ist total froh und sagt, dass es so genau richtig für sie war. Ich freue mich mega. Der Papa fährt kurz darauf mit dem großen Sohn nach Hause, ich bleibe noch etwas und versorge die Mama mit Stollenkonfekt. Willkommen kleine Tilda. Deine Mama hat eure Geburt so selbstbestimmt und kraftvoll gesteuert. Gratuliere Euch von Herzen.
Du bist schwanger und wünschst dir eine verlässliche Begleitung bei deiner Geburt? Auch für deinen Partner kann das eine sehr und hilfreiche und entlastende Unterstützung sein.
Schreib mir und wir lernen uns kennen.